Schrecksbach - Im "Ligen-Check" 2020/21 stellen wir heute den VfB Schrecksbach vor. Die Mannschaft spielt in der Fußball-Kreisliga A2 und belegt nach der Hinrunde den ersten Rang. Als Übungsleiter ist Jörg Hess tätig.
Für Schrecksbach war 2020 ein Wechselbad der Gefühle. Im Frühjahr stand die Qualifikation für die eingleisige A-Liga auf mehr als wackeligen Beinen. Mit Rang sieben hätte es wohl nicht für den "Klassenerhalt" gereicht. Dann kam Corona, die eingleisige A-Liga wurde wieder abgeblasen und nach dem Abbruch der Saison 2019/20 blieb der VfB in der A2-Liga.
Die Schwälmer nutzten dieses "Geschenk", trieben den Umbau des Kaders weiter voran und präsentierten zu Serienbeginn eine Mannschaft, die, und das war aus Sicht der Gegner zu befürchten, mindestens eine Nummer zu groß ist für die A-Klasse. Alleine mit den Gruppenligaerfahrenen Daniel und Lukas Schwalm sowie Daniel Petersohn (alle 1. FC Schwalmstadt) holte man sich enormes Potenzial (zurück) ins Boot.
Und so verlief die Vorserie auch wie am Schnürchen. Sieben Spiele, sieben Siege, 40:2 Tore. Man braucht kein Prophet zu sein, um zu orakeln, dass die Meisterschaft nur über den VfB geht. Nicht genug, mit dieser Elf wäre man sicher auch in der Kreisoberliga konkurrenzfähig.
Wie Trainer Hess die Hinserie bewertet, verriet er uns in folgendem Interview:
Hallo Herr Hess, sieben Spiele, sieben Siege, 40:2 Tore. Gibt es da überhaupt noch etwas auszusetzen?
Hess: Wenn ich jetzt sage, dass mir unsere Chancenverwertung nicht gefallen hat, dann halten es die Leute womöglich für übertrieben. Aber im Endeffekt ist es so. In den engen Spielen kann dir das auf die Füße fallen - und noch sind wir nicht durch. Aber ansonsten bin ich natürlich sehr zufrieden. Wir haben den Zuschauern schönen und erfolgreichen Fußball geboten.
Gab es sportlich gesehen auch Probleme oder lief alles wie gewünscht?
Hess: Naja, die größte Herausforderung ist, wenn man so überlegen spielt, die Konzentration hochzuhalten, keinen Schlendrian aufkommen zu lassen. Deshalb sprach ich das mit der Chancenverwertung auch an. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Die Mannschaft hat alles das umgesetzt, was Daniel und ich von ihr verlangt haben.
War für Sie im August schon klar, wie die Vorrunde verlaufen würde?
Hess: Sagen wir so: Wir hatten es erhofft. Dass man auf die Vorbereitungsergebnisse nicht viel geben kann, ist jedem klar. Und dass wir in Riebelsdorf mit einem 7:0-Sieg in die Runde starten, damit hatten auch wir nicht gerechnet. Aber damit waren die Gegner schon etwas geschockt und das hat uns sicher geholfen. Von da an lief es.
Dann hätten Sie bestimmt gerne noch etwas länger gespielt?
Hess: Ja, zumindest die Vorrunde hätten wir gerne zu Ende gespielt. Aber wir akzeptieren die Entscheidung des Verbandes.
Was sind die Gründe für den Aufschwung beim VfB?
Hess: Es sind die Menschen, die was machen. Wie der Vorstand, oder die sportliche Führung um Christian Frick und Wolfgang Heipel. Ich kenne die beiden schon sehr lange. Wir mögen uns und die Zusammenarbeit funktioniert hervorragend. Beide haben im Fußball sehr viel erreicht und sind dennoch keine Selbstdarsteller. Jeder hat seinen Anteil am Erfolg. Der Vorstand schenkt mir sehr viel Vertrauen, das ehrt mich und ich möchte etwas zurückgeben.
Aber Sie werden den Verein nicht wieder verlassen, wie damals nach dem Aufstieg in die Gruppenliga.
Hess: Nein, das werde ich sicher nicht. Im Grunde war es ja auch nicht direkt nach dem Aufstieg, sondern nach dem zweiten Jahr und dem Klassenerhalt, der mir damals schon wichtig war. Aber es war ein großer Fehler von mir. Ich habe mich verleiten lassen, habe den falschen Ehrgeiz an den Tag gelegt. Als das Angebot aus Schwalmstadt kam, sah ich nur den sportlichen Erfolg, sah die Verbandsliga und die Hessenliga. An das drum herum habe ich nicht gedacht. Das war ein großer Fehler.
Die Zusammenarbeit mit Daniel Petersohn läuft gut?
Hess: Ja, die läuft sehr gut. Ich kenne Daniel ja schon seit seiner Zeit als er aus der Jugend kam. Er und André waren mit ihrer vorbildlichen und ehrgeizigen Einstellung damals mit dafür verantwortlich, dass wir völlig unerwartet in die Gruppenliga aufstiegen. Als Trainer gebe ich ihm alle Tipps, die er benötigt. Aber er soll auch eigene Entscheidungen treffen, seinen eigenen Weg gehen.
Wohin führt denn der Weg des VfB noch, bis in die Gruppenliga?
Hess: Wir wollen nicht hochnäsig daher kommen. Die Kreisoberliga ist schon unser Ziel, aber das haben wir noch nicht erreicht und wir wollen den Gegnern mit Respekt gegenübertreten. Sollten wir Platz eins tatsächlich verteidigen, dann wollen wir natürlich auch in der Kreisoberliga eine gute Rolle spielen.
Und Euch dafür mit neuem Personal verstärken?
Hess: Also ich darf wohl für alle im Verein sagen, dass die Zeiten, in denen wir mit dem Geld um uns geworfen haben, der Vergangenheit angehören. Wir wollen den VfB nachhaltig auf ein stabileres sportliches Fundament bringen. Aber das mit eigenen Spielern. Es kommen in den nächsten Jahren eine Reihe toller Talente aus der Jugend, auf die wir uns schon jetzt freuen. Aber natürlich werden wir uns bemühen, alle Spieler zum VfB zurück zu holen, die jetzt noch bei anderen Klubs spielen.
Also doch Gruppenliga?
Hess: Wir werden uns sicher nicht dagegen wehren. Aber ein Schritt nach dem anderen. Viel wichtiger ist uns, auch die Reserve zu stärken. Sie macht jetzt schon einen sehr guten Endruck und wir wollen, wenn wir mit der Ersten in die KOL aufsteigen, die Zweite in die A-Liga bringen, damit wir einen guten Unterbau haben.
Dann wünschen wir Euch auf dem Weg dahin alles Gute, bedanken uns für das nette Gespräch und wünschen Ihnen, Ihrer Familie und dem VfB eine besinnliche Weihnachtszeit.
Hess: Danke, das wünsche ich allen Menschen in der Schwalm und darüber hinaus auch.
Quelle: Hessensport 24
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